Mittwoch, 16. November 2005

4. Markierungstag: 16. November 2005

Artikel 30
In Staaten, in denen es ethnische, religiöse oder sprachliche Minderheiten oder Ureinwohner gibt, darf einem Kind, das einer solchen Minderheit angehört oder Ureinwohner ist, nicht das Recht vorenthalten werden, in Gemeinschaft mit anderen Angehörigen seiner Gruppe

* seine eigene Kultur zu pflegen
,
* sich zu seiner eigenen Religion zu bekennen und sie auszuüben
* oder seine eigene Sprache zu verwenden.


Dieser Artikel der KRK hat es in sich.
Es geht hier um Minderheiten ODER Ureinwohner. Das heißt, sowohl
  • autochthone, das sind eingeborene, als auch
  • allochthone , das sind anderwo geborene und hierher migrierte
Bevölkerungsgruppen sind berechtigt ihre Kultur, Religion und Sprache in Gemeinschaft mit anderen Angehörigen ihrer Gruppe zu pflegen.

Dieser Artikel verbietet es also, z.B. in Kindergärten, Schulen und Betrieben, oder auf Schulhöfen,Spielplätzen, Sportanlagen oder öffentlichen Plätzen Minderheitenangehörigen, etwa türkischsprachigene Kindern, Jugendlichen der Erwachsenen die Benutzung ihrer Muttersprache untereinander zu verbieten, auch wenn sie nicht Amtssprache ist.

Gegen diesen Artikel wird in Österreich vielfach verstoßen. So wurde meiner Erinnerung nach z.B. einmal laut Pressemeldung gefordert, dass auf einem Fußballplatz im Bezirk Reutte nicht Türkisch gesprochen werden dürfe. In früherer Zeit (und leider manchmal auch noch jetzt) war es auch üblich, dass Lehrerpersonen und Kindergärntnerinnen türkischsprachigen Kindern der Gebrauch des Türkischen untereinander zu untersagen. Mir ist sogar ein Fall bekannt, in dem noch im Vorjahr ein türkischsprachiges Mädchen mit guten Deutschkenntnissen einer noch deutschunkundigen Seiteneinsteigerin im Unterricht NICHT auf Türkisch helfen durfte.

Gerade in letzter Zeit hat sich aber (unter dem Druck der PISA-Ergebnisse!!!) in dieser Hinsicht einiges zum Guten gewendet, da es wissenschaftlich unumstritte ist, dass nur eine voll entwickelte Muttersprache eine gute Basis für jeden weiteren Spracherwerb ist. Deshalb gibt es seit einigen Jahren auch in Tirol intensive Bemühungen, z.B. den Kindergarteneintritt nichtdeutschkundiger Einwandererkinder mit zweisprachigen Kindergartenhelferinnen oder überhaupt mit Sprachstartgruppen und muttersprachlicher Förderung zu erleichtern.

Solche Sprachstartgruppen gibt es heuer z.B. in auch Jenbach und Telfs (dort bereits zum zweiten Mal). Deutschförderung, extra Stundenweise am Nachmittag oder immer öfter auch integriert in die Vormittags-Kindergartenstunden sowie muttersprachliche Einstiegshilfen mit speziellen - besonders gut angenommenen Elternabenden mit türkischen PädagogInnen erwiesen sich als große Hilfe - UND, was dem Pauschal-Vorurteil des "Integrationsunwillens" total widerspricht, von den Müttern SEHR gut aufgenommen.

In einem Erfahrungsaustausch-Treffen der Kindergärtnerinnen am 2. November 2005 konnte einige Pädagoginnen berichten, dass die Eltern auch Materialien, die sie den Kinder zum Deutschüben nachhause mitgäben sehr ernst nähmen. Und besonders dort, wo die Kindergärten dieses Angebot mit den ersten Klassen der angeschlossenen Volksschule verbinden, zeigen die Mütter ein hohes Interesse an Deutschkursen für Frauen.

Die "Multikulti"-Kindergärtnerinnen leisten mit ihren oft von SEHR viel persönlichem Engagement getragenen ZUSATZ-Aufwendungen einen ENORMEN Beitrag zur Integration. Das sollte auch einmal erwähnt werden".

Interessant ist in diesem Zusammenhang ein Zeitungsartikel der heutigen NEUEN Zeitung für Tirol, S. 9:

"Wir lassen uns Deutsch nicht länger verbieten"

Bei unseren Südtiroler Nachbarn gibt es derbe Versändigungsschwierigkeiten. So mancher will nicht von seiner Muttersprache lassen.
....."Er schrie mich auf intelienisch an, dass man in Italien italienisch spricht." erinnert sich Sven Knoll."

Er war bei einer Ausweiskontrolle so derb von einem Polizisten zum Italienischsprechen aufgefordert worden, obwohl in der Region Südtirol/Trentino ein Gesetzesdekret regelt, dass auch Politzeibeamte Deutsch sprechen können müssen.

Solche Einschüchterungs-Situtaionen seien nicht selten, sodass sich Sven Knoll , Jugendkoordinator der Union für Südtirol, und die Landtagsabgeordnete Eva Klotz für die Erhaltung der Autonomie Südtirols einsetzen wollen:

"Wir haben eine Gelbe-Karten-Aktion gestartet. 5000 Stücke werden mit der Aufschrift 'Meine Muttersprache ist Deutsch. Ich mache von meinen Recht, Deutsch zu sprechen Gebrauch!" gedruckt."

Schön dass sich junge Menschen für ihr Recht auf Muttersprache so einsetzen, obwohl Sie die bitteren Erfahrungen ihrer Großeltern nicht machen mussten. So schrieb etwa am im August 2005 ein Leserbriefschreiber amens Prof. Dr. Günther Andergassen, Innsbruck/Bozen:

"Unsere Sprache war verpönt.....
... bezogen auf die faschistische Unterdückungspolitik zwischen den beiden Weltkriegen, da man uns Südtirolern Sprache und Kultur mit Gewalt nehmen wollte und Deutsch verpönt war. Wir konnten unsere Sprache nur in Katakombenschulen erlernen und durften weder in Ämtern noch in der Öffentlichkeit Deutsch sprechen."

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