Erster Brandanschlag auf "von Türken bewohntes Wohnhaus"

Im Zuge der Mediendebatte zum projektierten Telfer Minarett in der Tiroler Tageszeitung wurde am 15. Oktober 2005 ein in einer TT-Umfrage Befragter folgendermaßen zitiert:

"Drohung: Dann zünden wir den Turm halt an."

Die Folgen dieser Art der Medienberichterstattung und der sich daraufhin ereignenden Leserbriefdebatte sind dann am 31. Oktober 2005 und am 2. November 2005 ebenfalls in der Tiroler Tageszeitung oder auf der Homepage www.tirol.comzu lesen:

"Brandanschlag auf Wohnhaus türkischer Familien in Imst

Glimpflich ist der Brandanschlag auf ein von türkischen Familien bewohntes Haus in Imst am Sonntag verlaufen.
Nach Angaben der Polizei kam es lediglich zu einer kleinen Flamme. Verletzt wurde niemand. Von dem oder den Tätern fehlte vorerst jede Spur.
Verwendet wurden brandbeschleunigende Flüssigkeiten. Außerdem wurde vor dem Haus ein Pkw mit der Substanz überschüttet, wobei hier jedoch nicht versucht wurde, diese anzuzünden.
Das betroffene Haus wird von 33 Türken oder türkischstämmigen Personen bewohnt. Die Substanz wurde hauptsächlich am Mauerwerk, an der Haustüre wie auch an Fenstern verschüttet.
Dass es nicht zu einem offenen Feuer gekommen ist, sei einerseits glücklichen Umständen und andererseits der unter gewissen Voraussetzungen relativ schweren Entflammbarkeit des Brandbeschleunigers zu verdanken, erklärten die ermittelnden Beamten.
Der Sachschaden sei gering. Das Tatmotiv war unbekannt, die Ermittlungen sind im Laufen. (TT 31.10.2005)


http://www.tirol.com/chronik/oberland/23001/index.do

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"Brandanschlag auf türkisches Wohnhaus in Tirol geklärt
Der 19-Jährige Täter gibt an, "aus Zorn" gehandelt zu haben.
Der Brandanschlag auf ein von türkischen Familien bewohntes Haus in Imst in Tirol ist geklärt. Die Polizei konnte nach Angaben vom Dienstag einen 19-Jährigen ausforschen, der die Tat bei den Einvernahmen gestanden habe. Als Motiv habe er angegeben, "aus Zorn" gehandelt zu haben, weil er sich von den Bewohnern bevormundet gefühlt habe. Politische oder "klassisch fremdenfeindliche Gründe" schloss die Exekutive aus.
Laut Angaben des mutmaßlichen Täters holte er vom Garagenabstellplatz seines Wohnortes einen Kanister mit zehn Liter Diesel und verschüttete den Inhalt an den Hauswänden, auf den Fensterbrettern und vor allem im Eingangsbereich des Hauses. Im Haus hielten sich zu dieser Zeit 33 türkische bzw. türkischstämmige Personen auf, die Mehrzahl davon Kinder. Der Täter versuchte dann, den Diesel im Eingangsbereich mit einer Zigarette anzuzünden, was ihm jedoch nicht gelang. Daraufhin ging er zu seinem Wohnhaus zurück und holte einen Kanister mit Benzin. Dieses verteilte er wiederum bei der Haustüre. Dann zündete er das Gemisch mit einem Feuerzeug an.

Es kam zu einer kurzen Brandentwicklung am hölzernen Türblatt und am Türrahmen. Das Feuer erlosch allerdings nach kurzer Zeit. Der Täter ging daraufhin nach Hause und legte sich ins Bett. Durch das Feuer entstand nur geringer Sachschaden. Allerdings sei es glücklichen Umständen zu verdanken, dass sich der Brand nicht durch die Eingangstüre in das Innere des Hauses ausgebreitet habe, betonten die ermittelnden Beamten. Die Bewohner hätten in diesem Fall kaum Fluchtmöglichkeiten gehabt.

Der 19-Jährige sei voll geständig, hieß es. Der Staatsanwalt ordnete die Anzeige auf freiem Fuß an. (APA 01.11.2005) In der Tiroler Tageszeitung am 2. November gedruckt)"


http://www.tirol.com/chronik/oberland/23045/index.do
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Wenn auch die Exekutieve politische oder "klassisch fremdenfeindliche Gründe" ausschloss, meinte die TT:

"Ein 19-Jähriger gesteht, dass er aus Hass auf die Einwanderer das Haus abfackeln wollte."

Inwiefern die vorrangegangene Berichterstattung in den Tiroler Medien hier eine Rolle spielten, sollte meiner Meinung nach untersucht werden.

Positiv zu erwähnen ist in dem Zusammenhang der Leserbrief von Ao. Univ.-Prof. Dr. Peter Stöger, am 27. Oktober 2005 erschienen:

Im Namen des Christentums
Es wäre nicht uninteressant, einmal der Frage nachzugehen, wieviele jener, die "im Namen des Christentums" meinen, den Islam ablehnen zu müssen denn auch wirklcih zur Kirche gehen.

Eher scheint es, dass manche das Christentum lediglich als Schild benützen, um dann etwas "im Schilde zu führen". Johannes Paul II. sagte in der Omajaden-Moschee in Damaskus (2001) zu den Muslimen, die mit ihm beteten:

"Der Dialog zwischen den Christen und Muslimen ist heute nötige denn je."

Allein bei 12 seiner Reisen besuchte er islamische Zentren. Das muslimische Fastenabbruchessen, eine feierliches Essen im Fastenmonat (Ramadan) nach Sonnenuntergang, vereinte am 18. Oktober in einem Innsbrucker Lokal rund 100 Muslime, Juden und Christen. Die Friedenssymbolik dieses gemeinsamen Tuns (drei Weltreligionen beim gemeinsamen Brotbrechen) kann gar nicht noch genug eingeschätzt werden.
Die Geschichte der Begegnungen ist ja alt:
So wurde der hl. Franziskus von Sultan Melek-el-Kamel ehrenvoll empfangen, er erhielt Pflege wegen seines Augenleidens und Waffenschutz. Der Schlüssel für die heilige Grabkirche, Jerusalem, ist in ehrenvoller Tradition seit Jahrhunderten in muslimischer Hand.
Tirol hat alle Ursache, in Glaubensfragen hellhörig und sensibel zu sein, waren doch viele Tiroler wegen ihres Glaubens verfolgt. Leider stimmt es, dass die Situation der Christen in manchen muslimischen Ländern sehr schwer ist, sie gibt und doch keinesfalls das Recht, und schon gar kein christlich begründetes, solche Haltungen zu wiederholen.Es wird gerne das Argument des Fundamentalismus gebraucth. Fundamentalismen gibt es überall dort, wo die Religionen missbraucht werden. Man sollte sich dei Struktur an Demütigungen näher anschauen, die dazu führt, dass es - und das in allen Religionen - zu einem solchen Glaubensverrat kommen kann.
Schon seit Kaisers Zeiten ist der Islam bei uns eine gesetzlich anerkannte Religionsgemeinschaft und das ist mit dem Anspruch von einem Tirol als viel gepriesener "ältester Festlanddemokratie Europas" wohl durchaus vereinbar.

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