Interessanter Artikel und interessierte Frage:

In der Oberländer Rundschau Nummer 48/2005 vom 30. November 2005 stand ein bemerkenswerter Artikel über ein noch bemerkenswerteres Event:


Ängste auf beiden Seiten abbauen
Live-Diskussion im Imster Kabel TV zum Thema Integration

Zwei aktuelle Anlässe nannten die Organisatoren, die ausschlaggebend für die Themenwahl der letzten Live-Diskussion im Imster Kabel-Fernsehen waren: der versuchte Brandanschlag auf ein türkisches Wohnhaus in Imst und der Wirbel um die Bauverhandlung des Minaretts in Telfs. Eine interessante Gesprächsrunde diskutierte vor laufenden Kameras zum Thema Integration. Gesprächsrunde zum Thema Integration im Imster Kabel-Fernsehen: Moderator Meinhard Eiter, Bedrettin Murat, Johann Ortner, Horst Strobl, Osman Saltan, Christian Jonak (Kabel TV), Gerhard Reheis (stehend v.l.); Vorne das Kabel-TV-Team (v.l.): Birgit Peischl, Manfred Siegl, Hannes Preschern und Alfred Lang. RS-Fotos: Köhle


Schon die Besetzung der Gesprächsrunde versprach Spannung: Bedrettin Murat, ein 18-jähriger in Imst lebender Türke, der Telfer Gemeindevorstand Johann Ortner, Osman Saltan, Sprecher des Türkisch-Islamischen Vereins für kulturelle und soziale Zusammenarbeit (Atib), Major Horst Strobl, Oberländer Viertel-Kommandant der Schützen und der Imster Bgm. Gerhard Reheis diskutierten unter der Moderation von Vize.-Bgm. Meinhard Eiter.

KULTREN-MIX IN IMST. In seinem Eingangsstatement lieferte Gerhard Reheis Zahlen aus Imst: "Insgesamt leben Menschen aus 53 Nationen in unserer Stadt. Von 9.637 Einwohnern sind 8.577 Österreicher, 1.060 Einwohner besitzen eine andere Staatsbürgerschaft. Wo so viele Kulturen zusammenleben, ist Toleranz unerlässlich.” Der Telfer Gemeindevorstand Johann Ortner lobte Bürgermeister Stephan Opperer: "Er hatte keine andere Wahl, als das Bauwerk zu genehmigen. Ein Gebetsturm erfüllt den gleichen Zweck wie ein Kirchturm.”

PROVOKATION. Anderer Meinung war da Schützenkommandant Major Horst Strobl: "Das Minarett passt nicht in unsere abendländische Kultur und ist für uns Schützen eine Provokation.” Er sei zwar nicht gegen den Islam, aber Integration müsse für Strobl anders ausschauen. Der Beitritt von Türken zur Schützenkompanie sei aufgrund der Verankerung in den Statuten nicht möglich. Eine Statutenänderung, wie sie der Telfer Kommunalpolitiker Ortner vorschlug, kommt für Strobl nicht in Frage: "Seit Jahrhunderten basiert das Schützenwesen auf dem christlichen Glauben. Das kann man nicht einfach ändern.”

ÄNGSTE ABBAUEN. Quintessenz der Diskussion war die Erkenntnis, dass Integrationsarbeit weiterhin dringend notwendig ist. Ängste und Vorurteile gilt es laut Saltan auf beiden Seiten abzubauen: "Fremdes und Unbekanntes macht Angst. Hinzu kommen sprachliche Barrieren. Anstatt mit Einheimischen in Dialog zu treten, erfolgt oft der Rückzug in Gruppen. Daran müssen wir arbeiten”, analysiert er und ergänzt: "Der Gebetsturm hat für uns symbolischen Charakter. Die Höhe ist letzten Endes nicht ausschlaggebend, daher die Kompromiss-Lösung mit 15 statt 20 Metern.”

VOSCHLÄGE. "Das Geld, das für den Bau des Gebetsturmes notwendig ist, sollte man besser in Sprachkurse investieren”, lautet Stobls Vorschlag für "bessere Integration”. Reheis regte die zweisprachige Erziehung ausländischer Kinder an: "Wenn sie in den Kindergarten kommen und schon das Wichtigste verstehen, ist allen geholfen.”


http://oberland-online.at/rundschau/news/inhalt.php?id=1494&suchbegriff=

So ist nun die Integration auch in Imst endlich zur Chefsache geworden. Das ist begrüßenswert, wenngleich es mir aber doch auch seltsam vorkommt, dass bei der Diskussion die Imster Integrationskoordinatorin nicht am Podium war.

Sie war zuständig für die verschiedenen Integrationstreffen im Zusammenhang mit dem derzeit gerade laufenden Integrations-Leitbild-Prozess, dessen Zwischenergebnisse am 11. Oktober 2005 im kleinen Imster Stadtsaal präsentiert wurden.

Und eigentlich habe ich mir damals die Anwesenheit des Bürgermeisters und des Kabel-TV erwartet und war sehr enttäuscht darüber, wie unwichtig das künftige Integrationsleitbild für Imst zu sein schien. Der Herr Bürgermeister hätte sich dann auch gleich ein Bild über die seltsamen Integrations-Meinungen seiner Imster Stadt-Politiker machen können. Die Integrationskoordinatorin Sandra Dablander bekundete z.B., dass sie es Leid sei, nur mit Einheimischen über Integration reden zu sollen und hatte dabei das migrantische Viertel der anwesenden Gäste glatt übersehen.

siehe auch:
http://cinalilernklub.twoday.net/stories/1051905/

Auch ihre Argumentation gegen Angebote für türkische Familien im Imster Familien-Kompetenz-Zentrum empfand ich als SEHR integrationsfeindlich (.... dann kommen ja "unsere" Familien nicht mehr....). Die Vizebürgermeisterín Brigitte Flür ihrerseits hatte mit dem Vorwurf befremdet, dass verstärkte muttersprachliche Angebote für Schulkinder, wie sie das Leitbild vorsieht, die anderen Kinder diskrimieren würden. Also ich möchte nicht wissen, was für ein Aufschrei durch ganz Österreich ginge, wenn man allen Ernstes auch nur einem einzigen deutschsprachigen Kind den Besuch von Türkischstunden zumuten würde.....

Schade ist also, dass es erst - wenn auch glücklicherweise nur sehr kurz!!!! - in Imst brennen musste und eine von Telfs ausgehende österreichweite Minarett-Debatte für künftige Wahlkampfmunition sorgte, bevor der Herr Bürgermeister und das Kabel-TV sich der Sache annehmen.

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