Briefe an Familienministerin Ursula Haubner
Im Juni 2005 flatterte mir ein grundsätzlich in blassem orange gehaltener Folder des Familienministeriums ins Haus. Unterzeichnerin: BZÖ-Familienministerin Ursula Haubner
Diese ministerielle Drucksorte regte mich zu folgendem Brief an:
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Krebsbach, 26. Juni 2005
Sehr geehrte Frau Ministerin Haubner!
Mit großem Interesse las ich den Folder „Unsere Familienleistungen für Österreich“, der mir vergangene Woche zugesandt wurde.
Da ich selbst allein erziehende Mutter eines 17-Jährigen bin, kenne ich die großartigen Familienleistungen unseres Landes und schätze sie. Da ich jedoch auch ehrenamtlich in einem selbst initiierten Projekt, dem Cin Ali Lernklub, tätig bin, kenne ich auch andere Realitäten, die leider gar nicht so toll sind.
Die Zielgruppe unseres Projektes sind Einwandererfamilien aus der Türkei, denen wir beim Lernen und bei der Integration helfen.
Warum?
Der Grund ist das, was Frank Schirrmacher in seinem Buch „Das Methusalem-Komplott“ auf Seite 52 mit drastischen Worten so beschrieb:
„Die Integrationsaufgabe, die den heute lebenden Generationen bevorsteht, ist außerordentlich: Sie müssen die Vielzahl der vermutlich überwiegend muslimischen Einwanderer integrieren, sie müssen unsere Kinder, angesichts einer Überzahl von Älteren davon abbringen, das Land zu verlassen, und sie müssen gleichzeitig künftige junge Mütter in die Lebens- und Arbeitswelt integrieren. In einem Augenblick, da unsere Gesellschaft wegen ihres desaströsen Altersaufbaus selbst in eine Werte- und Selbstbewusstseinskrise geraten wird, muss es uns außerdem gelingen, die mindestens jährlich 200 000 [im Falle von Deutschland, M.H.] Zuwanderer auf westliche Werte, die Landessprache und einen aufgeklärten westliche Patriotismus zu verpflichten!“
Die Situation in Österreich ist vergleichbar. Die demographische Entwicklung Österreichs und der Einwanderungsdruck vor allem auch aus der Türkei führt in manchen Orten zu einem (durch Außen- und Binnenzuwanderung!!!) stetig steigenden Anteil türkischsprachiger Menschen, die durchaus schon hier geboren und aufgewachsen sind. Ohne schnellstens und flächendeckend initiierte Integrationsmaßnahmen für diese Familien führt diese Tendenz, die laut den jüngst veröffentlichten Daten der Austria Statistik besonders Städte betrifft, zu enormen sozialen Spannungen, die die soziale Sicherheit Österreichs gefährden.
Und das umso mehr, als sich einige Menschen in Österreich in dieser ohnehin schon kritischen Situation noch damit hervor tun, mit gezielten Aktionen die Angst vor „Überfremdung“ permanent zu schüren.
So bitte ich Sie deshalb in Ihrer Funktion als Ministerin für soziale Sicherheit, die Bemühungen für eine Beschleunigung der Integration vor allem der türkischen Familien mit österreichischer Staatsbürgerschaft zu vervielfachen.
Unser Projekt hat im vergangenen Semester ein vom Land Tirol mit € 2000,- gefördertes „Familien-Lernhilfe-Projekt“ durchgeführt, dessen Evaluationsstudie einige interessante Ergebnisse in diesem Zusammenhang erbrachte, die sich teilweise mit der Projektbeschreibung zum Nürnberger Modell „Spielend Lernen in Familie und Stadtteil“ in der Zeitschrift AID – Integration in Deutschland decken.
Ich erlaube mir, Ihnen unsere kleine Studie und die Zeitschrift beizulegen.
Gibt es in Österreich eine Internetplattform oder sonstige Netzwerke, die die Aktivitäten bezüglich der Integration von Einwandererfamilien darstellen und die Initiativen vernetzen?
Und vor allem: Gibt es Bundes-Mittel für Projekte wie unseres, das sich derzeit nur durch die eigene Familien fast schon gefährdende Selbstausbeutung meinerseits, Wettbewerbsgewinne und kleine Landesförderungen am Leben hält und dessen Zukunft ungewiss ist.
Mit besten familienfreundlichen Grüßen verbleibt
Monika Himsl
Beilagen:
1 Evaluationsstudie zum Familien-Lernhilfe-Projekt
1 Zeitschrift AID
1 Folder zum aktuellen Projekt „Alfabem“
Diese ministerielle Drucksorte regte mich zu folgendem Brief an:
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Krebsbach, 26. Juni 2005
Sehr geehrte Frau Ministerin Haubner!
Mit großem Interesse las ich den Folder „Unsere Familienleistungen für Österreich“, der mir vergangene Woche zugesandt wurde.
Da ich selbst allein erziehende Mutter eines 17-Jährigen bin, kenne ich die großartigen Familienleistungen unseres Landes und schätze sie. Da ich jedoch auch ehrenamtlich in einem selbst initiierten Projekt, dem Cin Ali Lernklub, tätig bin, kenne ich auch andere Realitäten, die leider gar nicht so toll sind.
Die Zielgruppe unseres Projektes sind Einwandererfamilien aus der Türkei, denen wir beim Lernen und bei der Integration helfen.
Warum?
Der Grund ist das, was Frank Schirrmacher in seinem Buch „Das Methusalem-Komplott“ auf Seite 52 mit drastischen Worten so beschrieb:
„Die Integrationsaufgabe, die den heute lebenden Generationen bevorsteht, ist außerordentlich: Sie müssen die Vielzahl der vermutlich überwiegend muslimischen Einwanderer integrieren, sie müssen unsere Kinder, angesichts einer Überzahl von Älteren davon abbringen, das Land zu verlassen, und sie müssen gleichzeitig künftige junge Mütter in die Lebens- und Arbeitswelt integrieren. In einem Augenblick, da unsere Gesellschaft wegen ihres desaströsen Altersaufbaus selbst in eine Werte- und Selbstbewusstseinskrise geraten wird, muss es uns außerdem gelingen, die mindestens jährlich 200 000 [im Falle von Deutschland, M.H.] Zuwanderer auf westliche Werte, die Landessprache und einen aufgeklärten westliche Patriotismus zu verpflichten!“
Die Situation in Österreich ist vergleichbar. Die demographische Entwicklung Österreichs und der Einwanderungsdruck vor allem auch aus der Türkei führt in manchen Orten zu einem (durch Außen- und Binnenzuwanderung!!!) stetig steigenden Anteil türkischsprachiger Menschen, die durchaus schon hier geboren und aufgewachsen sind. Ohne schnellstens und flächendeckend initiierte Integrationsmaßnahmen für diese Familien führt diese Tendenz, die laut den jüngst veröffentlichten Daten der Austria Statistik besonders Städte betrifft, zu enormen sozialen Spannungen, die die soziale Sicherheit Österreichs gefährden.
Und das umso mehr, als sich einige Menschen in Österreich in dieser ohnehin schon kritischen Situation noch damit hervor tun, mit gezielten Aktionen die Angst vor „Überfremdung“ permanent zu schüren.
So bitte ich Sie deshalb in Ihrer Funktion als Ministerin für soziale Sicherheit, die Bemühungen für eine Beschleunigung der Integration vor allem der türkischen Familien mit österreichischer Staatsbürgerschaft zu vervielfachen.
Unser Projekt hat im vergangenen Semester ein vom Land Tirol mit € 2000,- gefördertes „Familien-Lernhilfe-Projekt“ durchgeführt, dessen Evaluationsstudie einige interessante Ergebnisse in diesem Zusammenhang erbrachte, die sich teilweise mit der Projektbeschreibung zum Nürnberger Modell „Spielend Lernen in Familie und Stadtteil“ in der Zeitschrift AID – Integration in Deutschland decken.
Ich erlaube mir, Ihnen unsere kleine Studie und die Zeitschrift beizulegen.
Gibt es in Österreich eine Internetplattform oder sonstige Netzwerke, die die Aktivitäten bezüglich der Integration von Einwandererfamilien darstellen und die Initiativen vernetzen?
Und vor allem: Gibt es Bundes-Mittel für Projekte wie unseres, das sich derzeit nur durch die eigene Familien fast schon gefährdende Selbstausbeutung meinerseits, Wettbewerbsgewinne und kleine Landesförderungen am Leben hält und dessen Zukunft ungewiss ist.
Mit besten familienfreundlichen Grüßen verbleibt
Monika Himsl
Beilagen:
1 Evaluationsstudie zum Familien-Lernhilfe-Projekt
1 Zeitschrift AID
1 Folder zum aktuellen Projekt „Alfabem“
CinAli - 6. Okt, 10:41
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