Dienstag, 15. November 2005

Literarische Inspirationen zum Thema Telfer Minarett:

Kann man sehr tief in der deutschen Kultur verwurzelt sein und dennoch ein Minarett akzeptieren?

Ja. Ein Minarett nimmt mir nichts von meiner kluturellen Identität. Mein Kultur und mein kulturelles Erbe trage ich in mir. Und wenn ich abends mit meinem Kind zusammen den Faust lese, dann kann mir um nichts in der welt irgendjemand den Genuss an Goethes Sprache nehmen. Ungeachtet der paar Brocken Türkisch die ich für mein Projekt gelernt habe. Im Gegenteil: je mehr ich von anderen Kulturen erfahre, desto mehr schätze ich die eigene. Übrigens hat sogar schon Goethe über die "Türkei" geschrieben:

Faust, der Tragödie erste Theil

Draußen vor dem Thor am Osterfeiertag:

Einige kreuzbrave Bürger unterhalten sich über Gott und die Welt..... wie man so schön sagt:

"Bürger:
Nein, er gefällt mir nicht der neue Bürgermeister!
Nun, da er's ist, wird er nur täglich dreister.
Und für die Stadt was thut denn er?
Wird es nivht alle Tage schlimmer?
Gehorchen soll man mehr als immer,
Und zahlen mehr als je vorher....

Andrer Bürger:
Nichts bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen,
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
Wenn hinten, weit, in der Türkei,
Die Völker aufeinander schlagen.
Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
Uns sieht den Fluss hinab die bunten Schiffe gleiten;
Dann kehrt man Abends froh nach Haus,
Und segnet Fried' und Friedenszeiten.

Dritter Bürger:
Herr Nachbar, ja! so lass ich's auch geschehn,
Sie mögen sich die Köpfe spalten,
Mag alles durch einander gehn;
Doch nur zu Hause bleib's beim Alten."


Tja, so sah Goethe die "braven Bürger".

Dann holten sich diese braven europäischen Bürger selbst die "Türkei" ins Lande für ihre beschaulichen Textil-Fabriken .... Aber weil selbst die genügsamsten Gastarbeiter aus dem hintersten Anatolien dann dank Arbeitnehmerschutz und wegen der Textilkrise zu teuer wurden, haben sie die Textil-Fabriken gleich in die Türkei gestellt oder nach China und bei uns gibt dann eben statt fröhlich schmauchender Fabristürme Minarette und die alten Fabrikshallen von Telfs wurden zu Wohnräumen für die Nachkommen der Gastarbeiter umfunktioniert.....

Dem "braven Bürger" kann's egal sein, denn der hat seine Villa eh weit, weit weg davon. Der sieht weder diese tollen Unterkünfte noch muss er sich mit Hinterhofmoscheen auseinander setzen und Kämpfe um und gegen geplante Minarette........ Und wie Goethe schon so treffend sagte:

"Dann kehrt man Abends froh nach Haus,
Und segnet Fried' und Friedenszeiten."


Goethe lesen ist immer wieder ein Gewinn. Übrigens kenn ich die Wohnsituation in den ehemaligen Fabrikshallen persönlich von einer Projektfamilie..... Ich meine die Wohnungen sind sehr geräumig, aber das Umfeld.... Auf der einen Seite der reißende Bach im Kanal und sonst nur Betonhof....

3. Markierungstag, 15. November 2005

Artikel 14:
(1) Die Vertragsstaaten achten das Recht des Kindes auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit.
(2) Die Vertragsstaaten achten die Rechte und Pflihten der Eltern und gegengenfalls des Vormunds, das Kind bei der Ausübung dieses Rechts in einer seiner Entwicklung entsprechenden Weise zu leiten.
(3) Die Freiheit, seine Religion oder Weltanschauung zu bekunden, darf nur den gesetzlich vorgesehenen Einschränkungen unterworfen werden, die zu Schutz der öffentlichen Sicherheit, Ordnung, Gesundheit oder Sittlichkeit oder der Grundrechte - und freiheiten anderer erforderlich sind.


Ein brandaktuelles Beispiel:

Der Telfer Minarettstreit zeigt, dass Bürgermeister Opperer sich in vorbildlicher Weise FÜR die einhaltung dieses Artikels 14 der Kinderrechte-Konvention einsetzte:

So steht heute in der der Tiroler Tageszeitung auf Seite 11 unter dem Titel:

Grünes Licht fürs Minarett

Dass er [Bürgermeister Opperer] keinen Unterschied zwischen den Gemeindebürgern mache - egal welcher Herkunft, nachdem er von einem der Sprecher der Gegner des Minarett-Baus, Norbert Walser, mit dem Vorwurf bedacht wurde: "Mir scheint der Bürgermeister ist mehr Wegbereiter der islamischen Geligionsgemeinschaft als Anwalt aller Bürger."


Dass schon kleine Kinder das echte Bedürfnis haben, ihre Religion zu bekunden zeigt diese Zeichnung, die im Rahmen der deutsch-türkischen Märchenstunden in der Bibliothek Mötz entstanden ist. Dabei wurde am 7. November 2003, also genau vor zwei Jahren das Büchlein "Die Reisemaus in der Türkei" in der Auftaktveranstaltung gemeinsame gelesen. Das gerade der Ramadan begonnen hatte, zeichneten in der anschließenden aufarbeitungsphase der Lesung der überwiegende Teil der Kinder eine Moschee wie die abgebildete. Alle teilnehmenden Kinder waren aus Mötz und im Kindergarten und Volksschulalter. Die islamischen Familien von Mötz sind Angehörige der Telfer Moscheen.

http://www.bvoe.at/~cin-ali-lernklub/CA-Markierungen05-Minarett.htm

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