Samstag, 15. Oktober 2005

Minderheitenrechte versus Mehrheitsrechte

Heute ist in der Tiroler Tageszeitung auf Seite 15 ein Artikel abgedruckt mit dem Titel:

Mehrheit der Telfer lehnt Minarett ab

Eine im Auftrag der Tiroler Tageszeigung durchgeführte repräsentative Telefon-Umfrage unter 404 über 15-jährigen Einwohnern des Tiroler Marktes (insgesamt 14.806 Einw.) ergab folgende Antworten auf die Frage:

"Ein türkisch islamischer Verein hat bei der Gemeinde Telfs um die Errichtung einer 20 Meter hohen Gebetssäule angesucht. Sind Sie der Meinung, dass in Telfs ein Minarett errichtet werden soll?"

52,98 Prozent: Nein
24,74 Prozent: keine Meinung
22,28 Prozent: Ja

Dieses Ergebnis berührt den Telfer Orschef Dr. Stephan Opperer, er erklärte gegenüber der Tiroler Tageszeitung jedoch:

"Die Meinung der Bevölkerung ist mir nicht egal, als Behörde kann ich mich aber nicht von Umfragen oder Unterschriftenaktionen beeinflussen lassen."

Dem Beobachter von außen fällt dabei auf, wie Medien (Tiroler Tageszeitung, NEUE) dieses Thema pushen und dabei ohne Rücksicht auf etwaige Brandschutz-Sicherheits-Aspekte mit dem xenophoben Feuer spielen.

Denn bereits in derselbe Ausgabe der Tiroler Tageszeitung gab es drei Leserbriefe mit sehr negativen Zurufen von AUßEN:

Minarett im Wohngebiet von Herbert Jenewein, 6352 Ellmau
Gefahr einer Islamisierung von Günther Peer, 6020 Innsbruck
Turm ist ein Machtymbol von Dipl.-Ing. Hartwig Erlacher 6020 Innsbruck

Herr Jenewein aus Ellmau forderte in seinem Leserbrief:
Die Telfer Bürger sollen durch eine Volksbefragung selbst enscheiden, ob sie ein Minarett in ihrem Ort haben wollen oder nicht." Beründung: "Schließlich geht es um die Zukunft ihrer "Telfer Huamat"."

Günther Peer aus Innsbruck fragt sich und alle Tiroler:
"Warum regt sich kein Widerstand, keine kritische Stimme gegen eine zunehmende Islamisierung unseres Landes?.....
....Zählt es nicht zur Integration, die Sprache eines Landes zu beherrschen, sich den Gesetzen unterzuordnen, Sitten, Bräuche und Tradition zu respektieren? Warum fordern dann diese Bürger beharrlich ihr Recht auf Religionsfreiheit ein, die in Österreich gewährleistet ist?....
.... Wer den Islam kennt, weiß genau, dass dieser keine andere Religion neben sich duldet. Kein Gott neben Allah. Wer eine andere Meinung vertritt, wird spürbar eines Besseren belehrt. Ich beobachte mit zunehmender Sorge, dass ich mich den türkischen Mitbewohnern gegenüber integrieren muss...."


Und Herr Dipl.-Ing. Hartwig Erlacher aus Innsbruck stellt fest:
"Türme sind immer ein Zeichen von Macht, von politischer, wirtschaftlicher, symbolischer Macht....
Das Minarett im besonderen ist ein Zeichen des Sieges des Türken über die Christen, insbesondere über die Christen in Konstantinopel, das spätere Istanbul.....
....Damit kann dieses Minarett auch nicht als Zeichen der Toleranz missverstanden werden, abgesehen davon, dass es ein Sympol der Intoleranz und des fehlenden Integrationswillens ist. Und zwar des fehlenden Integrationswillens der türkisch- islamischen Zuwanderer, die ein ständiges Symbol ihrer Andersartigkeit haben wollen....
.....Solches führt zu einer Bosniakisierung der Landschaft Tirols."


Das sind die ersten xenophoben Ergüsse zu diesem Thema, teils mit "Fachwissen" unterlegt. Auch die Umfrager selbst wollen den Telfern "genau zugehört" haben, und bringen zur Demonstration dessen was auf uns zukommt Zitate wie diese:

"Dann zünden wir den Turm an."
"Ein Fünftel der Bevölkerung ist türkisch, man wird ihnen nicht verbieten können ihre Gotteshäuser zu bauen, Ich sehe nur schwarz für die Zukunft meiner Enkelkinder hier in Telfs..."
"Und in ein paar Jahren beschallen sie uns doch...."


Angesichts dieser seitens eines Mediums in Auftrag gegebenen und im Medium selbst dann auch veröffentlichten Meinungsumfrage und der Reaktionen auf die Berichterstattung im Vorfeld , stellt sich eine Frage:

Ist es gegenüber dem Ehrenkodex des Journalismus vertretbar, hier den Eindruck zu erwecken, dass über Minderheitenrechte wie die Religionsausübung quasi demokratisch abgestimmt werden kann?

Ganz davon abgesehen: Wie schnell kann sich dieses Spiel mit dem Feuer im Gedenkjahr 2005 in einen hässlichen nationalistischen Flächenbrand verwandeln....

Mittwoch, 12. Oktober 2005

2. Integrations-Treffen der Abteilung JUFF in Imst

Gestern, am 11. Oktober 2005, fand die 2. Bezirksveranstaltung des Tiroler Leitbildprozesses "Leitbild Integration MIT Zuwanderern in Tirol" im kleinen Stadtsaal (18.oo bis 20.00 Uhr) in Imst statt.

Es wurde über den bisherigen Stand des Leitbildprozesses berichtet, reflektiert und diskutiert.
Die Integrationskoordinatorin des Bezirkes, Sandra Dablander, meinte gegen Ende der Veranstaltung, ihr sei eigentlich die Zeit zu schade, nur mit "Einheimischen" über Integration zu sprechen während die Integrations-Zielgruppe selbst offensichtlich kein Interesse hätte, wie auch dieser Abend zeige. Ich warf ein, dass vor allem die Sunniten und Schiiten gerade essen würden.... (Viele Moslems beteiligen sich derzeit am islamischen Fastanmonat, dem Ramadan, und der offizielle Termin für das Fastenende des Tages war ca. 19:00 Uhr.)

Zu den weiteren Fakten des Abends sehen wir uns die Zusammensetzung der Personen an, die zu dem Abend gekommen waren:

15 Anwesende:

3 offizielle Vertreter des Leitbildprozesses (2 Männer/ 1 Frau, einer davon mit Migrationshintergrund)
3 Frauen aus der Gruppe der Migranten (alle drei von geographisch verschiedener Herkunft).
9 Personen aus der Gruppe der Einheimischen (2 Männer/ 7 Frauen)

Was auffällt:

* Frauenmehrheit im Publikum = Integration ist weiblich????
* wenig Interesse der Bevölkerung des Bezirkes, AUCH der "Einheimischen" (der Bezirk hat NICHT ein Viertel Einwanderer)
* eine deutliche Absenz der Einwanderer aus der Türkei. Grund: da gerade Ramadan ist, aßen die Strenggläubigen natürlich zu dieser Zeit gerade feierlich im Familienkreis. Trotzdem war eine türkischsprachige Muslima gekommen!!!!!

Dass man schlichtwegs übersehen hatte, dass der 2. INTEGRATIONSLeitbild-Termin für diese Gruppe schwer einzuhalten war, könnte als Indiz dafür gewertet werden, dass hier noch ein langer Weg bis zur INTEGRATION zurückgelegt werden muss. Sofern Integration überhaupt gewünscht wird.....

Dorfposse um Minarett in Telfs

Neue Posse um Minarett

(sf) "Man sollte wirklich die sprichwörtliche Kirche im Dorf lassen. Mit dem Bau jeder weiteren Moschee wird in Tirol die Infrastruktur für weitere türkische Zuwanderung gefördert",
erklärt Tirols FP-Obmann Gerald Hauser sein Nein zum Bau eines geplanten Minaretts in Telfs.

Wie berichtet steht Tirols Politik (mit Ausnahme der Grünen) mehr oder weniger fassungslos vor dem demokratisch beschlossenen Recht der freien Religionsausübung in Österreich: Dass Türken in Telfs einen Gebetsturm bauen wollen, stößt auf breite Ablehnung.

Am Tag Eins nach dem Bericht in der NEUEN über die Skepsis der Politik herrscht überwiegend betroffenes Schweigen. Allein Hauser untermauterte seinen Standpunkt mit folgender Rechnung:

"In der Millionenstadt Istanbul gibt es nur sieben Kirchen. In Tirol gibt es zwischen Hall und Telfs sieben Moscheen"

Dass die Zahl der Christen in Istanbul den Bau weiterer Gotteshäuser vielleicht gar nicht erfordert, leuchtet Hauser nur mäßig ein:

"Das mag schon sein. Aber man kann alles so oder so sehen."

Grundsätzlich ist der Protest gegen das Minarett als Protest gegen einen EU-Beitritt der Türkei zu sehen. Als solches Signal verstanden kann man nur hoffen, dass Tiroler Dorfpossen in Brüssel die notwendige Aufmerksamkeit erhalten."

Quelle: die NEUE Zeitung für Tirol, 12. Oktober 2005, Seite 4

Laut Tiroler Tageszeitung haben Anrainer der Telfer Moschee begonnen, Unterschriften gegen den Bau des Minaretts zu sammeln.

Quelle:
http://www.tirol.com/politik/oberland/21551/index.do

Donnerstag, 6. Oktober 2005

Ausländerfeindliches aus Kärnten zur steirischen Landtagswahl:

In der Nummer 39/2005 des österreichischen Politikmagazins NEWS, vom 29. September 2005, war auf Seite 32 unter dem Titel "Schüssel spielt eine falsches Spiel" folgendes zu lesen:
__________________________________

RUNDUMSCHLAG. Vor der steirischen Wahl attackierte Jörg Haider [er ist der Bruder der Familienministerin, M.H.] den Kanzler, will "das Tempo in der Regierung verschärfen" - und polemisiert gegen Ausländer.

......
NEWS: Glauben Sie, dass die ÖVP in der Steiermark den ersten Platz halten kann?

Haider: Klasnic wird auf jeden Fall einen Partner brauchen. Und wir werden sie nur unter ganz bestimmten Bedingung zur Landeshauptfrau wählen. Sie muss die Wohnbaupolitik verändern, und sie muss vor allem die Asylpolitik ändern. In Graz gibt es ein echtes Ausländerproblem, dort gibt es in einzelnen Stadtteilen eine so starke Ausländerdichte, dass wirkliche Auslnderfeindlichkeit gezüchtet wird. Das haben Klasnic und Schüssel zu verantworten. Es muss einen scharfen Schnitt in der Ausländerpolitik geben.

NEWS: Jetzt kehren Sie also wieder zu Ihren alten Parolen zurück. Sie wissen aber ganz genau, dass die Ausländerpolitik nur von der Bundesregierung verändern werden kann. Ist Ihre Partei nicht Regierungsmitglied?

Haider: Natürlich ist das etwas, das die Bundesregierung machen muss. Es geht einfach nicht, dass es so hohe Arbeitslosenzahlen bei Ausländern gibt. Die, die keine Arbeit haben, müssen zurück in ihre Heimat.

NEWS: Und diese radikale Gesetzesänderung werden Sie gegen Kanzler Schüssel durchsetzen?

Haider: Schüssel wird mit seinem Arbeitsmininister Bartenstein eine Lösung präsentieren müssen. Derzeit haben sie sehr viele Ausländer, die keine Arbeit haben, und züchten sich Sozialhilfeempfänger. Es gibt nicht nur in Graz ein Problem mit Ausländern. Schüssel muss das Ausländerthema lösen, denn es wächst bereits ein gefährliches Potential an Ausländerfeindlichkeit heran, Wenn der Kanzler nichts unternimmt, dann ensteht bald eine explosive Situation. Man muss auch endlich Klassen mit mehr als 30 Prozent Ausländeranteil trennen. .....
_______________________________________

Nun, Frau Klasnic's ÖVP wurde in der Steiermark nur mehr zweite Kraft. Das BZÖ indessen hätte sie auch im anderen Fall nicht bei der Landeshauptfrauen-Kür unterstützen können, da es mit 1,7 Prozent den Einzug in den steirischen Landtag nicht geschafft hatte. Auch die Mutterpartei FPÖ verpasste den Einzug:

Ausländerfeindliche Parolen sind derzeit in Österreich also nicht mehr mehrheitsfähig.

Jörg Haider hat allerdings die Arbeit seiner Schwester im Familienministerium mit Aussagen wie den oben zitierten meiner Meinung nach nicht unbedingt erleichtert. Ich warte jedenfalls weiterhin auf starke und vor allem flächendeckende Familien-Frühförder-Signale aus dem Familienressort..... Und auch auf eine Vernetzung, Optimierung und Förderung der bereits bestehenden Initiativen im gesamten Bundesgebiet.

Meine Dankeschön mit einer ergänzenden Nachschrift

Der im Sommer in Tirol erfolgte mediale Schlagabtausch zwischen der grünen Landtagsabgeordneten Uschi Schwarzl und dem Bildungslandesrat Sebastian Mitterer bezüglich der vor allem auch die Familienförderung betreffenden "sprachlichen Frühförderung" führte dann zu einem weiteren Schreiben an die Ministerin:

_______________________________________

Krebsbach, 28. August 2005

Sehr geehrte Frau Ministerin Haubner!

Zuerst einmal einen herzlichen Dank, für die wohlwollende Entgegennahme meines Schreibens vom 26. Juni samt Unterlagen sowie Ihr ermunterndes Antwortschreiben vom 15. Juli 2005.

Seitdem ist vieles geschehen! Unter anderem haben mich verschiedene Ankündigungen und eine parteipolitisch motivierte Mediendebatte in der Tiroler Tageszeitung sehr nachdenklich gemacht.

Der Grund: die sprachliche Frühförderung, über die die Bildungsministerin, Frau Elisabeth Gehrer, in der Pressemitteilung vom 5. August 2005 schreiben ließ:

Bundesländer greifen Gehrer-Initiative zur frühen Sprachförderung auf
6 Bundesländer legen Schuleinschreibung vor – Bund unterstützt Sprachförderung in Kindergärten mit 80€ je Kind
Frühe Anmeldung, frühe Diagnose, frühe Förderung – diese drei Schritte sind die Bestandteile der Initiative von Bildungsministerin Elisabeth Gehrer, die sie gemeinsam mit Innenministerin Liese Prokop und Sozialministerin Ursula Haubner ins Leben gerufen hat. Damit wird Kindern, welche die Unterrichtssprache nicht ausreichend beherrschen, bereits vor dem Schuleintritt eine sprachliche Frühförderung geboten. „Alle Schülerinnen und Schüler sollen die Unterrichtssprache verstehen. Je früher dies gefördert wird, desto größer sind die Chancen für die Zukunft der Kinder. Deshalb unterstützt der Bund die Länder bei der frühen Sprachförderung in den Kindergärten“, erklärte Bildungsministerin Elisabeth Gehrer. ….

Quelle: http://www.bmbwk.gv.at/ministerium/pm/20050805.xml

Für mich war die Tiroler Mediendebatte zu diesem Thema so abstoßend, dass ich einen Leserbrief verfasste, weil für mich die für Herbst geplanten Maßnahmen leider nichts anderes als ein Etikettenschwindel sind (siehe Beilage Leserbrief).

Wie Sie meiner kleinen Studie entnehmen konnten, beschäftige ich mich seit geraumer Zeit mit der sprachlichen Frühförderung via Hausbesuch in Einwandererfamilien aus der Türkei. In mein aktuelles Forschungsprojekt stieß im August eine erste Pilotfamilie, für die ich beispielhaft ein neues Konzept entwickle, das wesentlich weiter geht, als meine bisherige Arbeit oder die geplante „sprachliche Frühförderung“. Und schon bei den Recherchen zur Begleitstudie zu diesem Konzept stieß ich, auf einige sehr interessante Ansätze in Deutschland, die die Richtigkeit meines Konzeptes bestätigten:

Frühförderprogramm: OPSTAPJE - Schritt für Schritt
http://www.bildungsserver.de/db/mlesen.html?Id=18013
Modellprojekt mit wissenschaftlicher Begleitung, durchgeführt vom Deutschen Jugendinstitut. Bei OPSTAPJE -Schritt für Schritt handelt es sich um ein zweijähriges Frühförderprogramm. Es ist für Kinder vom 2. - 4. Lebensjahr aus Familien in belasteten Lebenslagen und -situationen konzipiert und als Hausbesuchsprogramm organisiert. Mit dieser -Gehstruktur- sollen Familien in der Erziehung ihrer Kinder unterstützt werden, die durch die üblichen -Kommstrukturen- der Erziehungs- und Lebenshilfe schlecht oder nicht erreicht werden.

Hippy - Home lnstruction Program for Preschool Youngsters
http://www.bildungsserver.de/db/mlesen.html?Id=22784
HIPPY (Home Instruction Program for Preschool Youngsters) ist ein frühkindliches Lernprogramm, welches die kognitiven Fähigkeiten und die Sprachkompetenzen von Kindern fördert. HIPPY wird vor allem zur Förderung der sozialen Integration von Aussiedler- bzw. ausländischen Kindern eingesetzt.

Rucksack-Projekt - Ein Konzept zur Sprachförderung und Elternbildung im Elementarbereich
http://www.bildungsserver.de/db/mlesen.html?Id=24952
´´Der Arbeitskreis IKEEP (Interkulturelle Erziehung im Elementar- und Primarbereich) der Regionalen Arbeitsstellen zur Förderung von Kindern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien (RAA) in NRW hat das aus den Niederlanden stammende Programm adaptiert und für den Einsatz in Deutschland übersetzt bzw. überarbeitet. ´´ Die Seite stellt das Konzept vor und geht auf die folgenden Punkte ein: Methodische Vorgehensweise, das Rucksack-Projekt in Rotterdam, Rucksackmodelle, Zielsetzungen, Evaluation und Stimmen aus der Praxis sowie ergänzende Programme.

In einem Artikel der Nürnberger Nachrichten vom 26.2.2005 zu Projekt „Spielend Lernen in Familie und Stadtteil“ (Informationen schickte ich Ihnen bereits mit meinem ersten Brief) wird die Referentin Molly Duncan folgendermaßen zitiert:

„Ein Dollar, der in die frühkindliche Entwicklung investiert wird, ersetzt sieben Dollar, mit denen Versäumtes später nachgeholt werden muss,“

In diesem Sinne bitte ich Sie nun, sich dafür einzusetzen,

dass dieses Chaos und der Etikettenschwindel um die „sprachliche Frühförderung“ endet und endlich wirkungsvollere Integrations-Maßnahmen unterstützt werden, die eine echte Frühförderung für Kinder mit Migrationshintergrund bedeuten.

Mit herzlichen Grüßen verbleibt

Monika Himsl


Beilagen:
1 Leserbrief (Kopie)
1 einige Artikel der Tiroler Tageszeitung, sowie 2 Artikel der Nürnberger Zeitung
1 Konzeptentwurf zur bilingualen Frühförderung.

Die ministerielle Anwort

Die ministerielle Antwort erfolgte durch das Kabinett der Bundesministerin für soziale sicherheit, Generationen und Konstumentenschutz, Unterzeichner:
Dipl.- Betriebsw. (BA)=MA Renè Schmidpeter
Fachreferent, wie folgt:

____________________________________

Wien, den 15. Juli 2005

Sehr geehrte Frau Himsl!

Frau Bundesministerin Ursula Haubner hat Ihr Schreiben bezüglich "Unsere Familienleistungen für Österreich" persönlich gelesen und mich gebeten, Ihnen zu antworten.
Ihr Anliegen wurde an die zuständige Fachabteilung V/3 im Bundesministerium für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz weitergeleitet.

Mit freundlichen Grüßen

Renè Schmidpeter

Briefe an Familienministerin Ursula Haubner

Im Juni 2005 flatterte mir ein grundsätzlich in blassem orange gehaltener Folder des Familienministeriums ins Haus. Unterzeichnerin: BZÖ-Familienministerin Ursula Haubner

Diese ministerielle Drucksorte regte mich zu folgendem Brief an:
_______________________________________________________

Krebsbach, 26. Juni 2005

Sehr geehrte Frau Ministerin Haubner!

Mit großem Interesse las ich den Folder „Unsere Familienleistungen für Österreich“, der mir vergangene Woche zugesandt wurde.

Da ich selbst allein erziehende Mutter eines 17-Jährigen bin, kenne ich die großartigen Familienleistungen unseres Landes und schätze sie. Da ich jedoch auch ehrenamtlich in einem selbst initiierten Projekt, dem Cin Ali Lernklub, tätig bin, kenne ich auch andere Realitäten, die leider gar nicht so toll sind.

Die Zielgruppe unseres Projektes sind Einwandererfamilien aus der Türkei, denen wir beim Lernen und bei der Integration helfen.

Warum?

Der Grund ist das, was Frank Schirrmacher in seinem Buch „Das Methusalem-Komplott“ auf Seite 52 mit drastischen Worten so beschrieb:

„Die Integrationsaufgabe, die den heute lebenden Generationen bevorsteht, ist außerordentlich: Sie müssen die Vielzahl der vermutlich überwiegend muslimischen Einwanderer integrieren, sie müssen unsere Kinder, angesichts einer Überzahl von Älteren davon abbringen, das Land zu verlassen, und sie müssen gleichzeitig künftige junge Mütter in die Lebens- und Arbeitswelt integrieren. In einem Augenblick, da unsere Gesellschaft wegen ihres desaströsen Altersaufbaus selbst in eine Werte- und Selbstbewusstseinskrise geraten wird, muss es uns außerdem gelingen, die mindestens jährlich 200 000 [im Falle von Deutschland, M.H.] Zuwanderer auf westliche Werte, die Landessprache und einen aufgeklärten westliche Patriotismus zu verpflichten!“

Die Situation in Österreich ist vergleichbar. Die demographische Entwicklung Österreichs und der Einwanderungsdruck vor allem auch aus der Türkei führt in manchen Orten zu einem (durch Außen- und Binnenzuwanderung!!!) stetig steigenden Anteil türkischsprachiger Menschen, die durchaus schon hier geboren und aufgewachsen sind. Ohne schnellstens und flächendeckend initiierte Integrationsmaßnahmen für diese Familien führt diese Tendenz, die laut den jüngst veröffentlichten Daten der Austria Statistik besonders Städte betrifft, zu enormen sozialen Spannungen, die die soziale Sicherheit Österreichs gefährden.

Und das umso mehr, als sich einige Menschen in Österreich in dieser ohnehin schon kritischen Situation noch damit hervor tun, mit gezielten Aktionen die Angst vor „Überfremdung“ permanent zu schüren.

So bitte ich Sie deshalb in Ihrer Funktion als Ministerin für soziale Sicherheit, die Bemühungen für eine Beschleunigung der Integration vor allem der türkischen Familien mit österreichischer Staatsbürgerschaft zu vervielfachen.

Unser Projekt hat im vergangenen Semester ein vom Land Tirol mit € 2000,- gefördertes „Familien-Lernhilfe-Projekt“ durchgeführt, dessen Evaluationsstudie einige interessante Ergebnisse in diesem Zusammenhang erbrachte, die sich teilweise mit der Projektbeschreibung zum Nürnberger Modell „Spielend Lernen in Familie und Stadtteil“ in der Zeitschrift AID – Integration in Deutschland decken.

Ich erlaube mir, Ihnen unsere kleine Studie und die Zeitschrift beizulegen.

Gibt es in Österreich eine Internetplattform oder sonstige Netzwerke, die die Aktivitäten bezüglich der Integration von Einwandererfamilien darstellen und die Initiativen vernetzen?

Und vor allem: Gibt es Bundes-Mittel für Projekte wie unseres, das sich derzeit nur durch die eigene Familien fast schon gefährdende Selbstausbeutung meinerseits, Wettbewerbsgewinne und kleine Landesförderungen am Leben hält und dessen Zukunft ungewiss ist.

Mit besten familienfreundlichen Grüßen verbleibt

Monika Himsl

Beilagen:
1 Evaluationsstudie zum Familien-Lernhilfe-Projekt
1 Zeitschrift AID
1 Folder zum aktuellen Projekt „Alfabem“

Montag, 3. Oktober 2005

Kommt Notschlafstelle für Obdachlose Studenten????

Viele Studienbeginner beginnen ihre akademische Karriere heute als Obdachlose, steht es heute (3. Oktober 2005) Morgen in der Tiroler Tageszeitung auf Seite 22 zu lesen.

"So schlimm wie heuer war es noch nie," meint die stv. ÖH-Vorsitzende Isabella Krainer. Dutzende Studierende stehen schon ab 9 Uhr in der Wohnungsbörse der Hochschülerschaft und besetzen ungeduldig die Computerplätze, bis um 11 Uhr endlich die neuen Zimmerangebote hereinkommen....."

Daneben gibt es auf derselben Seite 22 auch folgende Schlagzeile:

"In die Erleichterung mischt sich Ärger
"Studienplatz nur eine Frage des Glücks."...


Der Ärger:

"Wer es in Deutschland nicht schafft, geht einfach zu uns, aber umgekehrt hindert uns der Numerus-clausus daran," bringt es eine der glücklichen österreichischen Medizin-Erstsemestrigen auf den Punkt.

Aber machen Sie sich selbst ein Stimmungsbild:

Quellen: http://www.tirol.com/politik/innsbruck/20887/index.do
http://portal.tirol.com/politik/innsbruck/20888/index.do

Frage: sieht so eine Welklasse-Universität aus???? Ich habe da mein Zweifel!

Mittwoch, 28. September 2005

Keine Lehrstelle mit 3. Leistungsgruppe!

Hauptschüler: Verlierer bei Lehrstellen

So stand es auf der Titelseite der Tiroler Tageszeitung
vom 27. 9. 2005 zu lesen.

Da hieß es: "Zu Lehrstellensuchenden zweiter Klasse entwickeln sich Schüler aus den dritten Leistungsgruppen der Hauptschulen und Polytechnischen Lehrgänge."

Im Blatt stand dann ein interessantes Zitat des AMS-Mitarbeiters Werner Holleis:

"Viele Firmenchefs sagen im Vorhinein, dass wir ihnen einen aus der dritten Leistungsgruppe gar nicht zu schicken brauchen."

Dass aber nicht nur die Leistungsgruppen im letzten Zeugnis interessieren beweist ein Stelleninserat in der "NEUE Zeitung für Tirol" vom 28. September 2005:

eine Firma suchte einen (m/w)

Lehrling für den Einzelhandel.
Text:

Wenn du
* kontaktfreudig
* engagiert und
* verantwortungsbewusst
bist, bewirb' Dich mit
* vollständigen Bewerbungsunterlagen und
* Deinen letzten 4 Schulzeugnissen.


Das heißt: die Noten für vier Jahre Hauptschule bzw. drei Jahre Hauptschule und den Polytechnischen Lehrgang fließen in diese Bewerbung ein.

Ich hätte mit meinen Hauptschulnoten NIE diese Stelle bekommen. ich hatte durch einen Todesfall in der Familie ein Leistungstief in der 2. und 3. Klasse....
Gut dass zu meiner Zeit die Maßstäbe noch nicht so streng waren. Oder waren die SCHULEN BESSER? Naja, Lehre brauchte ich auch keine zu machen. Ich durfte eine Fachschule besuchen......

Einige unserer Projektkinder, sind in 3. Leistungsgruppen der Hauptschulen oder besuchen das Poly. Die bisherigen Absolventen habe wirklich GROßE Probleme bei der Lehrstellensuche. Ich weiß also, was die TT und das Inserat schreiben ist REALITÄT. Jetzt frage ich mich:

WARUM sind diese nach neun Schuljahren in unserem so teuren Schulsystem SO schlecht ausgebildet, dass sie schon mit 15 keine Chancen mehr haben??????

Universitäten beschränken den Zugang

Nun ist es soweit: die ersten Zahlen liegen auf dem Tisch:

In Wien sind nur mehr ein Drittel , in Innsbruck die Hälfte der Medizinstudenten Österreicher. Die Deutschen Numeruns-Clausus-Flüchtlinge verdrängen die Studenten aus Österreich.

In anderen Studienrichtungen ist die Situation hingegen so, dass Menschen unnotwendige Tests machen müssen.

Am 26.9.2005 fanden z.B. an der Universität Graz für zwei der vier Studienrichtungen für die Zugangsbeschränkungen verhängt wurden, nämlich Betriebswirtschaft und Psychologie, die Aufnahmetests statt. Das schreibt Philipp Funovits in seiner Weblog zur steirischen Landttagswahl. Er ist Kandidat der KPÖ-Steiermark und mehrjähriger ÖH-Referent.

Sein interessanter Blog-Eintrag in voller Länge:

http://wahl.kurier.at/funovits/eintrag.php?id=14

Am 28. 9. 2005 beweist die Uni-Graz, in einer Aussendung, dass die Tests gar nicht nötig gewesen wären:

"Knapp 480 angemeldete AnfängerInnen nahmen am 26. September 2005 an der Aufnahmeprüfung für Psychologie und Betriebswirtschaft an der Karl-Franzens-Universität Graz nicht teil. In Betriebswirtschaft erschien ein Drittel nicht, in Psychologie kam lediglich jeder zweite Angemeldete zum Zulassungsverfahren.
Den Multiple-Choice-Test legten 360 InteressentInnen in Betriebswirtschaft und 252 in Psychologie ab. Die festgelegten Limits - 252 Studienplätze in Psychologie, 476 Plätze in Betriebswirtschaft - werden folglich nicht überschritten. „Damit werden alle, die am Montag den Test absolviert haben, zum Studium zugelassen“, bestätigt Studien-Vizerektor Martin Polaschek.
Für die Psychologie lagen 529 Vorerfassungen vor. Für Betriebswirtschaft hatten sich 561 AnfängerInnen angemeldet."

http://www.uni-graz.at/communication/news/archiv/2005/050928zulassung.html

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